Donnerstag, 17. Februar 2011

Zusammenfassung JLFED - Wünsche für die Umsetzung (2/2)

II. Wünsche für die Umsetzung

In der Jugendwerkstatt haben wir unsere Wünsche für die Umsetzung des Freiheits- und Einheitsdenkmals formuliert. In diesem Zusammenhang war es uns wichtig, dass es zukunftsgerichtet ist. Wir meinen damit, dass ein Denkmal nicht nur das historische Ereignis wiedergeben soll. Es muss auch eine Botschaft enthalten, die man in das Leben der folgenden Generationen übertragen kann.

Raum für Deutungen lasen

Besucher und Betrachter sollten sich mit dem Denkmal identifizieren können. Dafür ist es wichtig, dass Raum für eigene Deutungen und Interpretationen gelassen wird. Indem jeder Betrachter seine eigene Geschichte in das Denkmal mit hineinträgt, bleibt das Ereignis auch im Gedächtnis. Es entsteht eine Verbindung zwischen den historischen Ereignissen und den Personen, die nicht selbst Zeugen dieser Zeit gewesen sind.

Authentizität / Inhalt

Inhaltliche Authentizität sollte eine wichtige Rolle spielen. Als besonderes Zitat aus den Zeitzeugengesprächen ist uns dabei im Gedächtnis geblieben, dass die Demonstranten von 89 nicht für ein protziges Denkmal auf die Straße gegangen sind. Es sollte einen menschlichen Maßstab behalten.

Möglichkeit verschiedene Perspektiven einzunehmen

Die Friedliche Revolution von 1989 hat viele unterschiedliche Gesichter. Sie ist friedlich verlaufen, weil die Demonstranten immer wieder „Keine Gewalt“ gefordert haben und von Seiten der Demonstranten keine Aggression ausgegangen ist. Sie ist aber auch friedlich verlaufen, weil Polizei und Sicherheitskräfte besonnen gehandelt haben und weil es den Schießbefehl schließlich doch nicht gegeben hat. Das Denkmal sollte daher den Blick auf verschiedene Perspektiven ermöglichen und verdeutlichen, dass Menschen durch Kommunikation und nicht durch Gewalt ihre Ziele verwirklichen können.

Dynamik beschreiben

Im Jahr 1989 kam es zur Friedlichen Revolution, weil viele Leute Mut bewiesen haben und für ihre Rechte und Wertvorstellungen eingetreten sind. Dieser Prozess hat sich auf eine dynamische Weise ereignet. Alle Zeitzeugen haben eindrucksvoll davon berichtet, wie sich die Anzahl der Demonstranten immer weiter vergrößert hat und wie man gemeinsam in Bewegung gekommen ist: Aufstehen, Singen, Rufen, Gehen, Kerzen anzünden. Das Denkmal sollte diese Dynamik aufgreifen und weiterentwickeln.

Stadtring

Im Zusammenhang mit der Dynamik bekommt auch der Stadtring eine besondere Bedeutung. Am 9. Oktober wurde der Ring durch die Demonstranten vollständig geschlossen, was zu großem Jubel und Freude führte. Einige Zeitzeugen haben sogar die These aufgestellt, dass es ohne den Ring die friedliche Revolution nicht gegeben hätte. Wir wünschen uns daher, dass er zumindest symbolisch eine wichtige Rolle bei der Planung des Denkmals spielt

Ekstase

In den Zeitzeugengesprächen kam immer wieder zum Ausdruck, dass trotz der Angst eine große Fröhlichkeit unter den Demonstranten herrschte. Man sang zusammen in den Kirchen, man hatte sich untergehakt, man dichtete und rief Slogans. Manchen war der Begriff „fröhlich“ hierfür zu schwach, sie beschrieben die Stimmung als „ekstatisch“. Uns ist wichtig, dass der Aspekt der Freude im Denkmal Berücksichtigung findet.

Zusammenfassend ist zu sagen, dass wir ein modernes, zukunftgerichtetes Denkmal fordern, das den Betrachter zu einem Teil des Ganzen werden lässt. Wir können uns z.B. ein Denkmal vorstellen, welches den Betrachter spiegelt oder auch Fußabdrücke, die die Bewegung der Demonstrationen darstellen. Auch ein dynamisches, ständig wachsendes Puzzle, das den Betrachter mit einbezieht, wäre denkbar. Es stellt für uns den nie zu Ende gehenden Prozess der Veränderung dar, an dem wir selbst mitwirken können und sollten.

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